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Süddeutsche Zeitung 29./30.7.2000
Silvia Stammen
Was, um Himmelswillen, sind „Simulationen von Kollektiven adaptiv Handelnder“? Wen diese drängende Frage nicht mehr los ließ, mußte sich am Donnerstag wohl oder übel in der Galerie der Künstler zur so betitelten Installationsperformance von Samuel Rachl und Angela
Dauber einfinden – und wurde für seine Neugier belohnt. Erfreulicher Weise wurde weniger simuliert als
gehandelt, und das in der Tat ziemlich kollektiv: Jeweils zehn Zuschauer
betreten zu Beginn einen fahrbaren Pferch und bewegen sich geschlossen – Aussteigen während der Fahrt verboten – durch die Räume der Galerie, das heißt alle Zehne müssen sich gemeinsam auf Laufrichtung, Tempo und Ziel einigen.
Als Außenbordprogramm gibt’s unterwegs Aktionen zu besichtigen: Ein Tänzer gibt sich mal kokett, mal trotzig und dann wieder trostbedürftig, wenn er sich in eins der grell orange gepolsterten Nischenmöbel zwängt, die allen sechs Performern zeitweiligen Rückzug ermöglichen. Ein Marketingexperte doziert von hoher Warte Verständliches, ein Dichter dichtet wie unter Strom, und ein Schauspieler erzählt auf Englisch schmutzige Witze. Immer, wenn die kollektiven Rollkommandos
sich oder den ungeschützten Akteuren zu nahe kommen, fährt ein Kontrolleur auf einem Cityroller wie ein Blitz dazwischen, emsig auf
Einhaltung aller Vorschriften bedacht, und läßt sich dabei herrlich reizen, wenn man den Sicherheitsabstand von 50 Zentimetern
zu allen festen Gegenständen unterschreitet.
Unerreichbar, da durch eine Treppe getrennt, die für die Besucherkäfige nicht zu überwinden ist, die einzige Frau, Angela Dauber, deren Erzählung man nicht verstehen,. sondern nur sehen kann. Erst wenn die Männer nach einer Stunde still und die Zuschauer wieder auf freiem Fuß sind, ist es möglich, sich ihr zu nähern, noch ein wenig zuzuhören, oder auch ins Gespräch zu kommen. Für’s hyperindividualistische Kunstvolk ist diese Art von verordnetem
Gemeinschaftserlebnis schon eine ungewohnte Übung. Macht aber Spaß!
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Fotos Volker Derlath Franz Kimmel
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